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Behandlungsschwerpunkte

Klinik für Kinder­orthopädie

Individuelle Betreuung für junge Patient:innen

Kinder brauchen eine Medizin, die auf ihre besonderen Bedürfnisse eingeht. Unsere Klinik für Kinderorthopädie am Marienstift Arnstadt blickt auf 100 Jahre Expertise in der konservativen und operativen Behandlung junger Patienten zurück.

Als größte Kinderorthopädie Thüringens sind wir spezialisiert auf die Behandlung komplexer orthopädischer Krankheitsbilder im Bereich angeborener oder erworbener Fehlbildungen der Extremitäten. Hierbei gewährleisten wir eine medizinisch wie auch therapeutische Behandlung Ihres Kindes oder Jugendlichen nach höchstem medizinischen Kenntnisstand. So können Sie sicher sein, dass Ihr Kind bei uns hervorragend betreut wird.

Besondere Menschen – besondere Bedürfnisse

Unsere Stationen sind kindgerecht gestaltet: Von der Möglichkeit, Eltern mit aufzunehmen, bis hin zu Aufenthalts- und Spielräumen. Der OP-Bereich sowie die Abteilung für Anästhesiologie sind mit modernster Technik ausgestattet, um den speziellen Anforderungen bei Operationen und Narkosen von Kindern gerecht zu werden. Bei unseren erfahrenen Anästhesist:innen und Anästhesiepfleger:innen ist Ihr Kind in sicheren Händen.

Ein besonderer Schwerpunkt unserer Klinik liegt in der Neuroorthopädie, einem Bereich, den wir mit größter Expertise betreiben. Gleichzeitig behandeln wir das gesamte Spektrum kinderorthopädischer Erkrankungen mit Hingabe.

Das gehört zur Therapie: Teamarbeit und ein Lächeln auf den Lippen

Unser Team aus Fachärzten, Pflegekräften, Physiotherapeuten und Orthopädietechnikern arbeitet eng zusammen, um eine bestmögliche Versorgung Ihres Kindes zu gewährleisten. Dabei spielt auch unser Mediclown eine wichtige Rolle. Clown Fietze erleichtert bei seinen Besuchen den kleinen Patienten die Klinikaufenthalte mit Humor und Leichtigkeit. Denn wir sind überzeugt: Lachen ist ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses.

Enge Vernetzung für ganzheitliche Versorgung

Unsere Klinik arbeitet intensiv mit Sozialpädiatrischen Zentren aus ganz Mitteldeutschland zusammen. Diese Vernetzung ermöglicht es uns, auf die Bedürfnisse von Patienten mit neuroorthopädischen Erkrankungen frühzeitig und optimal einzugehen und ihnen die beste Betreuung zu bieten.

Wissen weitergeben und erweitern

Fortbildung ist ein essenzieller Bestandteil unserer Arbeit. Unser Wissen geben wir im Sinne unserer Patientinnen und Patienten gern weiter: Bereits 2002 wurde das erste Bobath-Kurszentrum Thüringens in unserer Klinik gegründet. Hier bieten wir Fortbildungen für Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Ärzte an, um eine moderne und effektive Behandlung auch außerhalb unserer Klinik zu fördern.

Zweimal jährlich laden wir zudem interdisziplinär zu unseren Qualitätszirkeln Kinderorthopädie ein.

Unsere Klinik steht für Kompetenz, Einfühlungsvermögen und eine ganzheitliche Betreuung – immer mit dem Ziel, jungen Menschen ein gesundes, selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Kinderorthopädische Krankheitsbilder (Auswahl)

Neuroorthopädie

Die Infantile Cerebralparese (CP) beinhaltet eine Gruppe von Krankheitsbildern, die zur Störung von Bewegung, Haltung und motorischer Funktion führen.

Ursache
Die Ursache ist eine Schädigung des noch unreifen Gehirns. Betroffen sind 2-3 von 1.000 Säuglingen. Die Cerebralparese ist damit der häufigste Grund einer spastischen Bewegungsstörung bei Kindern. (Definition nach der aktuellen Version der Surveillance of Cerebral Palsy in Europe, SCPE)
Das Krankheitsbild kann je nach Schweregrad zu weitreichenden Problemen im Bereich des gesamten Bewegungsapparates führen und erfordert eine hochspezialisierte kinderorthopädische Betreuung und Therapie in Zusammenarbeit mit den Kinderneurologen, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und Orthopädietechnikern.

Konservative Therapie
Die konservative Therapie mit Verbesserung der Fehlstellungen durch unterstützende Orthesen und Physiotherapie ist ein wichtiges Standbein der Therapie. Ein besonderer Schwerpunkt stellt dabei die Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis dar (Vojta, Bobath und PNF).
Bei Bedarf führen wir zur Behandlung der Spastik, z.B. beim dynamischen Spitzfuß oder Kauergang eine Injektionsbehandlung mit Botulinumtoxin durch.
Beim Botulinumtoxin (BTX) handelt es sich um ein Medikament, welches in einen spastisch verkürzten Muskel gespritzt wird, um den Muskel zu schwächen. Die Wirkung tritt erst nach ein paar Tagen ein und ist nach ca. drei Monaten wieder reversibel. Nebenwirkungen sind selten. In unserem Haus wird eine mehrfache Injektionsbehandlung (alle drei bis vier Monate) favorisiert, in Kombination mit Krankengymnastik und einer adäquaten orthopädietechnischen Versorgung.

Operation
Wenn die konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, dann werden operative Maßnahmen notwendig, die von schonenden Weichteileingriffen, Sehnenverlängerungen bis zu komplexen knöchern-rekonstruktiven Eingriffen reichen. Im Rahmen des interdisziplinären Therapiegesamtkonzeptes erfolgt selbstverständlich auch eine orthopädietechnische Versorgung und Physiotherapie während der postoperativen Mobilisierungstherapie.
Falls möglich, streben wir immer eine frühfunktionelle Nachbehandlung mit möglichst schneller postoperativer Mobilisierung und Vertikalisierung an. Eine umfangreiche reha- und orthopädietechnische Ausstattung (Stehständer, Walker, Therapiepferd, Galileo, ...) steht zur Unterstützung der Frühmobilisation zur Verfügung.

Nachuntersuchung
Eine Erfolgskontrolle durchgeführter Therapiemaßnahmen ist bei Bedarf im Rahmen einer Untersuchung in unserem Labor für Bewegungsanalyse möglich.

In unklaren Fällen kann eine solche dreidimensionale Bewegungsanalyse in der Entscheidung helfen, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.

Bei der Spina bifida oder Myelomeningocele (MMC) handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Rückenmarkes durch mangelnden Verschluss des Neuralrohrs mit offenen Wirbelbögen und Ausstülpung der Rückenmarkshaut (Dura). Die Folge ist eine z.T. komplette oder inkomplette Querschnittslähmung mit Einsteifung von Gelenken, Spitz- oder Klumpfüßen, Hüftluxationen und Wirbelsäulenproblemen. Oft besteht bei den Kindern zusätzlich ein sogenannter Wasserkopf (Hydrocephalus), sodass eine Ableitung über ein Ventil in den Bauchraum erfolgen muss.

Die Behandlung erfolgt immer interdisziplinär zusammen mit den Kinderärzten und Kinderneurologen/Neurochirurgen. In unserer Klinik werden neben den erforderlichen Operationen auch die Anpassung und Verordnung von Hilfsmitteln und Orthesen angeboten.

Weitere Behandlungsschwerpunkte

Klumpfuß
Der Klumpfuß ist als angeborene Fußfehlstellung mit ein bis zwei Fällen auf 1000 Neugeborene relativ häufig. Typisch sind die verkürzte Achillessehne und die Einwärtsdrehung des gesamten Fußes. Die Behandlung erfolgt in den ersten Lebenswochen mit einer kontinuierlichen Gipstherapie.

Wir favorisieren die Technik nach Ponseti, wobei der Fuß über einen Druckpunkt am Sprungbein in die Abspreizung redressiert wird. Nach ca. fünf bis sieben Gipsen kann dann durch eine Durchtrennung der Achillessehne auch der Spitzfuß korrigiert werden. Diese relativ kleine Operation wird bei uns entweder in Vollnarkose beim beidseitigen oder in lokaler Betäubung beim einseitigen Klumpfuß im Rahmen eines 2-tägigen stationären Aufenthaltes durchgeführt. Eine größere Operation kann durch diese Gipstechnik zu über 90 Prozent vermieden werden. Falls jedoch ein Klumpfußrezidiv oder eine komplexe Fehlstellung vorliegen, müssen Sehnen versetzt oder verlängert werden oder knöcherne OPs erfolgen.

Kindlicher Knickfuß
Der kindliche Knickfuß ist im Vergleich zum Klumpfuß meist harmlos, wenn eine aktive Aufrichtung des Längsgewölbes im Zehenspitzenstand möglich ist. Bei Beschwerden und mangelnder Besserung trotz Einlagen kann jedoch auch im Einzelfall eine Operation wie z. B. eine Verlängerung des Fersenbeins (OP nach Evans) oder eine "Schrauben-Verblockung" am Fersenbein (Arthrorise nach De Pellegrin) sinnvoll sein.

Während des Wachstums durchlaufen die Beinachsen eine physiologische Entwicklung. So haben Kinder um das dritte Lebensjahr oft O-Beine, die dann im Schulalter zu vermehrten X-Beinen werden. Im weiteren Verlauf entsteht dann daraus eine normale gerade Beinachse.

Sollte dies nicht der Fall sein, d. h. liegt zum elften oder zwölften Lebensjahr ein auffälliges X- oder O-Bein vor, kann durch eine Operation das Wachstum auf der vermeintlich längeren Seite (bei O-Beinen außen und bei X-Beinen innen) gebremst werden. Dabei werden wachstumsfugenübergreifend kniegelenksnah kleine achtförmige Plättchen in den Knochen geschraubt, die nach Wachstumsabschluss bzw. Begradigung der Beinachse problemlos wieder entfernt werden können. So kann durch eine im Vergleich kleine Operation mit einem jeweils 2 cm langen Schnitt eine Wachstumslenkung durchgeführt werden. Dies ist auch bei einer Beinlängendifferenz zur Wachstumsbremsung (außen und innen Krampen) möglich.

Voraussetzung ist in jedem Fall ein ausreichendes Restwachstum. Das heißt, dass die Planung der Operation bei Mädchen um das zehnte Lebensjahr und bei Jungen um das zwölfte Lebensjahr erfolgen sollte.

Hüftdysplasie
Die Hüftdysplasie – also die Fehlbildung der Hüftpfanne aufgrund einer Reifungsstörung – ist eines der häufigsten kinderorthopädischen Krankheitsbilder. Im Rahmen des vorgeschrieben Ultraschall-Screenings bei der U3 werden die meisten Dysplasien erkannt und können rechtzeitig mit einer Spreizhose oder -schiene erfolgreich behandelt werden.

Hüftgelenksluxation
Selten kommt es aufgrund einer Instabilität zu einer Ausrenkung des Hüftkopfes (Hüftgelenksluxation). In diesen Fällen empfehlen wir eine Reposition mit Anlage eines Beckenbeingipses in Narkose, ggf. mit vorausgegangenem Streckverband (Overhead Extension).

Wichtig ist auch nach abgeschlossener Spreizschienen-Behandlung, eine radiologische Kontrolle der Hüften im Alter von einem Jahr, Vorschulalter und Pubertät durchzuführen, um eine sogenannte Restdysplasie nicht zu übersehen. Ohne Behandlung wäre die Gefahr eines frühzeitigen Verschleißes des Gelenkes sehr hoch.

An operativen Maßnahmen stehen pfannendachverbessernde Eingriffe (OP nach Pemberton, Salter) oder bei älteren Kindern Dreifach-Beckenosteotomien nach Tönnis zur Verfügung. Neben der sonographischen Kontrolle der Hüften bieten wir in unserem Haus auch die Behandlung der Hüftluxation sowie die Nachbehandlung an.

Der Hüftkopfabrutsch oder Epiphyseolysis capitis femoris (ECF) beschreibt eine Erkrankung, die häufig meist bei Jungen im pubertären Wachstumsschub auftritt. Die Kinder klagen über akute, aber auch schleichende Schmerzen im Oberschenkel oder auch Kniegelenk, was oft irreführend ist.

Ein Signal ist der Verlust der Innendrehfähigkeit der Hüfte. Entscheidend ist die frühzeitige Diagnosestellung über ein Röntgenbild in zwei Ebenen. Die Behandlung ist immer operativ, wobei versucht wird, das Abrutschen des Hüftkopfes zu korrigieren und eine erneute Fehlstellung durch Fixation über Drähte oder eine Schraube zu verhindern.

Wir möchten betonen, dass die zeitgerechte Diagnosestellung, z. B. in einer kinderorthopädischen Einrichtung, die Prognose deutlich verbessert.

Unter einer Skoliose versteht man eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule bei gleichzeitiger Drehung der Wirbelkörper. Klinisch fällt beim Vorbeugetest ein Rippenbuckel oder Lendenwulst auf. In den meisten Fällen (80 Prozent) kann eine Ursache der Skoliose nicht gefunden werden (idiopathische Skoliosen). Seltener spielen neurogene Ursachen (CP), angeborene Fehlbildungen (Halb- und Blockwirbel), Stoffwechselstörungen (Osteogenesis imperfecta) oder Tumore (Neurofibromatose, Astrozytom, Syringomyelie) eine Rolle.

Je nach Alter der Patienten spricht man von einer Säuglingsskoliose im ersten Lebensjahr, von einer infantilen Skoliose bis zum fünften Lebensjahr, einer juvenilen Skoliose von sechs bis zehn Jahren und einer Adoleszentenskoliose (am häufigsten) ab dem elften Lebensjahr.

Die Therapie in unserer Klinik richtet sich nach der Ausprägung der Krümmung, die sich in einer Röntgen-Ganzaufnahme der Wirbelsäule messen lässt. Zusätzlich zu einer krankengymnastischen Therapie empfehlen wir bei Krümmungen über 20° eine Korsetttherapie (Cheneau-Korsett). Eine operative Korrektur und Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese) bei schwerer Fehlstellung bieten wir in unserer Klinik nicht an.

Die Entzündung eines Knochens und des Knochenmarks (Osteomyelitis) oder eines Gelenkes (Arthritis) kann akut durch Bakterien, seltener durch Viren oder Pilze verursacht werden, die entweder über eine offene Wunde mit dem Knochen in Kontakt treten oder – viel häufiger – über das Blut in den Knochen gelangen.

Bei nicht angemessener Therapie kann die akute Erkrankung chronisch werden und zu sehr langwierigen Verläufen führen. Die Symptome sind oft unspezifisch und äußern sich mit Fieber, Krankheitsgefühl und Gelenkschwellung, aber auch Bauch- oder Rückenschmerzen. Eine schnelle Diagnose und sofortige operative Therapie in Kombination mit einer Antibiotikatherapie ist essentiell, um eine Ausbreitung der Entzündung im ganzen Körper (Sepsis) bzw. eine Zerstörung des Knochens oder Gelenkes zu vermeiden.

Als Differentialdiagnosen einer Gelenkentzündung sind bei einem Kind ohne Infektzeichen im Blut der sogenannte Hüftschnupfen (Coxitis fugax) oder auch eine rheumatoide Arthritis zu bedenken.

Spezialsprechstunden für junge Patienten

Der ambulante Bereich unserer Fachklinik bietet Ihrem Kind und Ihnen den ersten Zugang zu unserer Behandlung. Die enge Verzahnung von Spezialambulanzen mit dem Klinikbetrieb ermöglicht beste Voraussetzungen für eine gründliche Untersuchung und die Nutzung des gesamten diagnostischen Angebots – von Röntgen und Ultraschall bis hin zu spezialisierten Verfahren wie unserem Labor für Bewegungsanalyse.

Damit wir Ihr Kind in unserer Ambulanz behandeln dürfen, benötigen Sie für Ihr Kind eine der folgenden Überweisungen:

  • Zur Sonografie der Säuglingshüfte können neben dem Orthopäden auch ein Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin sowie der Kinderchirurg überweisen.

  • Für die kinderorthopädische Sprechstunde ist die Überweisung eines Orthopäden nötig.

  • Handelt es sich um ein schwerstmehrfach behindertes Kind oder um angeborene orthopädische Erkrankungen am Fuß, genügt die Überweisung des Kinderarztes.

Ausgewählte Publikationen

Bettina Westhoff, Christine Bollmann, Daniel Herz:

Auswirkungen der Zerebralparese auf Hüfte und Wirbelsäule – Fehlentwicklungen vermeiden.

Pädiatrie. 2020;1: 48-53

Link zum Artikel

Christine Bollmann, Jens Raabe, Daniel Herz, Ulrike Seeberger:

Seltener Fall eines beidseitigen
metaphysären Ermüdungsbruches des Schenkelhalses bei einem 5-jährigen Mädchen mit autosomal-dominant vererbter Osteopetrose Typ 2.

Die Orthopädie 51. 2022 May 23; S. 507-510

Link zum Artikel

Christine Bollmann, Andrea Franz, Jens Raabe:

The Grice-Green subtalar arthrodesis using a fibular bone graft--follow-up of 92 patients.

Orthop Unfall. 2015 Feb;153(1):93-8

Link zum Artikel

Andrea Franz, Daniel Herz, Jens Raabe, Ulrike Seeberger, Christine Bollmann:

Pedobarographic outcome after subtalar screw arthroereisis in flexible juvenile flatfoot.

Orthop Unfall. 2015 Feb;153(1):93-8

Link zum Artikel

Andrea Franz, Daniel Herz, Jens Raabe, Ulrike Seeberger, Christine Bollmann:

Statische und dynamische Fehlstellungen beim juvenilem Knick-Senkfuß - Verhalten sich alle Füße gleich?

Fuß und Sprunggelenk 2019

Link zum Artikel

Daniel Herz:

A Traffic Light System for Detecting Spinal Deformities in Children with Cerebral Palsy

Die Wirbelsäulenampel ist als „open Source“ international publiziert.

Link zum Artikel